„In Shanghai“
Ansichten, Impressionen, Berichte 1830 bis 1940
Autor: Fluck, Hans-R.
Hardcover: ca. 120 Seiten, zahlreiche s/w und 4-farbige Fotos
Auflage: 1.000 in Vorbereitung
Sprache: bilingual Deutsch-Chinesisch I 两种语言: 德文/中文
ISBN-13: 978-3-943343-09-0
Format:
VK: € 19,80
Bilder und Texte machen das alte Shanghai lebendig. Diese Auswahl konzentriert sich auf Orte, die damals von westlichen Ausländern bevorzugt besucht wurden und teilweise heute noch vorhanden sind. Sie gibt Aufschlüsse, wie die Stadt Shanghai und ihre Entwicklung früher mit fremden Augen gesehen und wie das Zusammentreffen von
Chinesen und Ausländern empfunden wurde.
„Das soll China sein? […] Ich hatte es mir anders vorgestellt“. So äußerte sich im Reisebericht des Franzosen A. Gervais Ein Arzt erlebt China[1] sein Begleiter Morel gleich nach der Ankunft in Shanghai. Ähnlich, aber nach einer kurzen Aufenthaltszeit detaillierter, schrieb am 4. Februar 1939 ein deutscher Violinist des städtischen Orchesters in Shanghai an seine Mutter: „Shanghai ist sehr seltsam: alles durcheinander; Riesengebäude, ärmste Chinesenhütten, moderne Stadtviertel, entsetzliche Chinesenstadtteile; aber auch eleganteste Chinesen; in dem Orchester sind z.B. 2 sehr gebildete Chinesen. Hier ist überhaupt alles anders als man es erwartet“ (Postkartentext).
Shanghai war also nicht China, wie die ersten und fremden Blicke auf die Stadt am Huangpu-Fluß verdeutlichen. Vielmehr kannte man die Stadt unter Etiketten wie „Paris des Ostens“, “Perle des Orients“ oder „Stadt der Abenteurer“, eine Stadt voller Gegensätze und scharfer Kontraste. Die ausgewählten Textpassagen aus Reiseberichten, Reportagen und Literatur von ca. 1830 bis 1940 sollen zeigen,wie diese Stadt und ihre Besonderheiten früher mit fremden Augen gesehen wurde, wie das Zusammentreffen von Chinesen und Ausländern empfunden wurde.
Ganz sicher gehörte zu diesen Blicken und Erwartungsmustern jener Zeit nicht, in Shanghai neben der alten, mauerbewehrten und in ihrem Kern noch heute als Touristenmagnet vorhandene Chinesenstadt eine moderne europäische Handelsstadt vorzufinden, in der Chinesisches meist nur als Staffage und eine im wörtlichen Sinne untergeordnete Rolle spielte. Wer die Begegnung mit chinesischer Kultur und Tradition erwartete, wurde daher zunächst enttäuscht, wer in Shanghai lebte, suchte diese Begegnung nicht unbedingt. Denn hier waren deutliche Grenzen gezogen zwischen den Einheimischen in ihren meist engen Behausungen und den fremden Kaufleuten, Diplomaten und Abenteurern in den luxuriösen Handelshäusern, prächtigen Villen und palastartigen Hotels. Beide –zahlenmäßig höchst ungleiche – Gruppen verband meist nur die Dienstleistung, die den Ausländer zum Herrn und den Einheimischen zum „Kuli“ machte.
Die Texte über die Begegnungen von Europäern und Vertretern anderer Kontinente mit China und mit dem chinesischen Alltagsleben , hier mit Shanghai, widerspiegeln zu einem großen Teil diese Vorurteile und Widersprüche. Sie knüpfen an das starke und elitäre europäische China-Interesse an einem wechselseitigen kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch vom 16. bis zum 18. Jahrhundert an. In der Folgezeit aber sind sie vor allem geprägt durch die gewaltsame Inbesitznahmechinesischer Territorien (Vertrag von Nanjing 1842) und die damit verbundenen Vorstellungen und Ideologien (Kolonialismus) der fremden ‚Besucher’.[2] Ein Wandel tritt hier erst in den 1930er und 1940er Jahren ein, als Bilder und Texte auftauchen, die der Realität kritisch gegenüberstehen und auf die bis dahin übliche Geringschätzung oder Folklorisierung und Idyllisierung des chinesischen Alltags verzichten.
Autoren sind Reisende und in Shanghai (oder anderswo in China) angesiedelte Ausländer verschiedener Berufsgruppen wie Diplomaten, Militärangehörige, Wissenschaftler, Journalisten, Missionare, Ärzte, Schriftsteller aus Europa und Amerika. Sie reisten, und meist nicht sehr komfortabel, noch fern des Massentourismus und lebten in einer Zeit, in der chinesisches und westliches Leben sowie die bestehenden Traditionenund Vorstellungen unmittelbarer als heute aufeinandertrafen. Sie schrieben häufig ihre Eindrücke nieder, um die Beobachtungen und Informationen ihrer Reise oder ihres Aufenthaltszu reflektieren und weiterzugeben – an ihre Dienststellen, ihre Verwandten, Freunde, oder einen breiteren Leserkreis. So entstanden – mehr oder wenig persönlich gefärbte – Schilderungen von Eindrücken und Erlebnissen, die Aufschluss geben über die Stadt und ihre einheimischen und fremden Bewohner, ihre Sitten und Gebräuche. Und wir erfahren zugleich etwas von der Vorstellungwelt der Reisenden und der „Shanghailander“ (wie sich dort etablierte Ausländer selbst nannten) beim Blick auf eine fremde, exotische Welt.
Illustriert werden diese Blicke, Beobachtungen und Empfindungen durch eine Auswahl typischer, zeitgenössischer Bilder und Fotografien, die sich auf den Inhalt oder einen inhaltlichen Aspekt der Beschreibungen und Impressionen beziehen (manche Werke der Auswahl enthalten selbst Abbildungen). Viele dieser Aufnahmen sind im Fotoatelier entstanden, vor gemaltem Hintergrund, wie es bis heute in chinesischen Fotostudios noch praktiziert wird. Mit diesen konkurrierten inszenierte Außenaufnahmen , die beide jedoch nicht nur Bilder einer fremden Kultur verbreiteten, sondern oft auch viele Vorurteile.
Trotz ihrer mehrfach persönlich-einseitigen Prägung ermöglichen diese frühen Bilder und Texte einen Blick auf den Mythos und die wechselvolle Geschichte der Stadt Shanghai, auf ihren kaum glaublichen Wandel. Dieser Blick lohnt deshalb, weil er zum Verständnis der Entwicklung hin zur modernen Mega-City Shanghai beitragen und die Rasanz ihres ungeheuren Fortschritts begreiflicher machen kann.
Die den Textauszügen beigefügten Kurzbiografien geben Hinweise unter anderem zu Reiseanlässen, Zielen, besuchten Orten und zur Entstehungszeit; sie dienen der Einordnung der Texte in den historischen Zusammenhang und können vielleicht dazu motivieren, einen der Originaltexte zur Hand zu nehmen und ihn einmal im Ganzen zu lesen.
[1] Albert Gervais, Ein Arzt erlebt China. Leipzig o.J. [1935], S.10.
[2] Zur Entwicklung der Wahrnehmungsformen im Reisebericht und den sprachlich-künstlerischen Ausdrucksformen der deutschen Reiseliteratur zum Thema siehe u.a. Jürgen Osterhammel, Reisen an die Grenzen der Alten Welt. Asien im Reisebericht des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Peter J. Brenner (Hrsg.), Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Frankfurt a. M. 1889, S.224-260; Wolfgang Reif, Exotismus im Reisebericht des frühen 20. Jahrhunderts. In: P.J. Brenner, Der Reisebericht, a.a.O., S.434-462; Fangfang Xu, „Auch Shanghai hatte sich sehr verändert“. Der Wandel des Shanghai-Bildes in der deutschsprachigen Literatur 1898-1949. Würzburg 2015.
“这是中国吗?……太出乎意料了!”这句话出自法国人艾伯特-热尔维(A. Gervais) 的传记《一名医生眼中的中国》[1],他的助手莫雷尔(Morel)刚到上海时曾发出这样的感叹。无独有偶,1939年2月4日上海市乐团的一位德国小提琴家抵沪不久,在寄给母亲的明信片中对上海做了更为细致的描述:“上海是一座特别的城市:一切纷繁交错——高耸的建筑、简陋的中国式茅屋、现代化的城区、衰败的中国贫民区;却也不乏优雅的中国人,我们乐团就有两位受过良好教育的中国人。这里的一切都超乎想象!”[2]
第一眼看到黄浦江畔的上海,会错认为这里不是中国。因此人们更愿意给她贴上“东方巴黎”、“东方之珠”或者“冒险之城”的标签,这是一座充满矛盾与鲜明对比的城市。本书选出的文段大多出自1830年到1940年前后的游记、报道和文献,描写外国人眼中的上海,她的特点以及中外人士在这里的邂逅。
在上海不仅有城墙保护下的中国式老城区,还有现代化的欧洲贸易区,这并不符合那个时代人们的设想和预期。今天这些中国式老城区的中心依然吸引着大批游客。过去,在欧洲贸易区所有的中国元素都作为陪衬和点缀退居其次。若想在这里寻得中国传统文化的影子,大多会败兴而返,对此当地人早已了然于胸。狭窄住房中的当地人与生活在奢华的商务中心,金碧辉煌的别墅和宾馆中的外国商人、外交官和冒险家之间泾渭分明。人数上相差悬殊的两者之间仅存在一种单向的雇佣关系——外国人作为雇主,本地人作为“苦力”。
文章大多反映欧洲人或是其他大陆的外国人对中国和这里日常生活(特别是上海)的偏见和抵触。这种情绪与16到18世纪,在文化、经济、科学领域的交流中,欧洲对中国在所产生的浓厚兴趣紧密相关。在那之后,又受到暴力强占中国(1842年南京条约)和外国“访客”[3]意识形态(殖民主义)的影响。直至20世纪三四十年代,文章和图片中才出现一个明显的转变 ——批判性的对待事实,同时放弃之前对中国生活方式的轻视、民俗化、田园化。
作者(其中有零星的女性作者)是游客或旅居上海(或中国其它地方)的移民,有外交官、商人、军人、记者、医生、传教士以及作家,这些人大多来自欧洲(首先是德语国家)和美国。他们独自一人到处游历,加之那个时代中国和西方在生活、传统和想法上的碰撞更为激烈,旅行大多时候并不那么闲适。他们热衷于把自己的印象记录下来,以便反思旅行中的所见所闻,同时把这些信息分享给供职部门、亲朋好友和读者。因此,有关这座城市、原住民和外来居民以及风土人情的描述多少带有个人色彩。此外,将目光投向这座陌生而又充满异域色彩的城市,我们还可以借此了解游客和“上海人”(他们称自己是建设者)的内心世界。
本书中所有章节的内容,甚至是标点符号都与原著一致,只对个别拼写和印刷错误做了修改(如把 „abergläubischme”改为 „abergläubischem“)。节选的文章附有作者简介、旅行动机、目的、到达的地点和写作时间,以便按照历史时期进行归类。文章按照创作时间编写;再一次概括性的介绍了这些上海访客在不断接受新事物过程中(抵达一座陌生的城市后,通过城市,交通工具,社会和文化差异(例如:去酒吧,剧院),了解欧洲以及中国的生活)所形成的印象。
本书通过插图来反应城市的面貌,对城市的观察和感受。这些插图都是当时有代表性的图片和照片,与描述的内容和作者的观感息息相关(其中一些作品自带插图)。风景明信片上的照片部分拍摄于照相馆,背景是人工绘制的,与今天在中国照相馆中的情形相似。相比之下,外景照片当然更有竞争力,两者的共同之处在于传递异域文化,也都带有不少偏见。
尽管早期的文章和图片带有个人主观色彩和刻意设计过的痕迹,人们依然可以透过它们感受这座城市的神秘,了解她风云变化的历史和令人难以置信的变迁。这些节选不仅有助于理解这座百万人口的现代化大都市的发展,把握她日新月异的脉动;或许可以鼓励读者翻开原著,阅读某些章节亦或是全篇。
致 谢
文章的中文翻译得到上海同济大学郭屹伟先生,上海同济大学的学生们[4]以及青岛科技大学孟珺捷女士的帮助,对此我本人表示衷心感谢。此外,要特别感谢出版社总编辑梅绍 . 乌兰特(Michael Ruhland)先生给予的专业意见和辛勤付出。
Hans-R. Fluck
波鸿,2017年夏
[1] Albert Gervais,《一名医生眼中的中国》,莱比锡,年代不详(1935),第十页。
[2] 出自明信片
[3] 关于游记中的接受形式和德国旅行文学的表达方式详见Jürgen Osterhammel作品《古老世界边缘的旅行——17,18世纪游记中的亚洲》出自Peter J. Brenner 出版的《游记——德国文学样式创新》法兰克福,1889年,224-260页;Wolfgang Reif文章《20世纪早期游记中的异域色彩》,出处同上,434-462页;徐芳芳作品《上海的巨大变化——1898-1949德国文学作品中上海形象的变迁》,伍尔茨堡,2015年。
[4] 侯云程, 刘雯雯, 张寅之, 林沛桥, 李雯昊, 史若彤, 郑江瑶, 王心悦, 王千君, 李静,宋倩文, 段淑娜, 冉碧云, 袁亚妮, 张晶.
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